21. Januar 2009: Am Ziel

 

Legende zum Bild links: Nach drei Wochen - Australien in Sicht!

 

Nach drei Wochen auf hoher See bin ich am Ziel. Ich erreichte Darwin (Au) und flog danach weiter auf Melbourne ans Australian Open.

 

Vorerst mal ein Sorry an all diejenigen, die sich in den letzten Tagen einloggten, und zwei Wochen lang kein Update erhielten. Aber nach der Suez-Passage bot sich nicht mehr oft die Gelegenheit, online zu gehen. Und so exotische Natelnetze wie jene von Somalia, Jemen, Indien, Sri Lanka und Malaysia wollte ich aus Kostengründen nicht über Gebühr beanspruchen. So beschränkte ich mich halt darauf, einige neue Fotos (auf der Foto-Unterseite) hochzuladen.

 

Die häufigste Frage, die mir in Australien von Journalisten-KollegInnen gestellt wurde: Hast Du Dich nicht gelangweilt? Was hast Du den ganzen Tag gemacht? Die Antwort ist simpel: Nein, ich habe mich nicht gelangweilt. Es hat mir sogar derart gut gefallen, dass ich ernsthaft in Erwägung ziehe, auch nächstes Jahr wieder per Frachtschiff nach Australien zu reisen. Die Frage, was man denn den ganzen Tag so macht auf einem Frachtschiff, ist hingegen schwieriger zu beantworten. Die Zeit vergeht halt einfach zwischen den Highlights Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Ich habe äusserst viel gelesen (vier Riesenschinken-Thriller), sonnte äusserst viel auf dem Sonnendeck, trieb auch viel Sport (nachdem mal der Knöchel wieder ausgeheilt war) und ass natürlich auch viel (siehe 6. Januar).

 

Zum Sporttreiben: Das Seilhüpfen bewährte sich absolut nicht. Das kann man ein paar Minuten lang tun, dann ist Ende Feuer -- zumal noch kurz nach Knöchelproblemen. Deshalb griff ich trotz Abraten der Crew wieder zum Joggen zurück. Am Heck des Schiffs legte ich mir legte ich mir um die Säulen herum (siehe oberstes Bild) eine 93 m lange Joggingrunde an. Ein paar Mal lief ich 10 oder 8 km; einmal sogar in 1:32 Stunden die GP-von-Bern-Distanz (10 Meilen/16 km). Das waren 172 Runden auf meinem Rundkurs mit engen Kurven à la Monte Carlo...

 

Es gibt sicher noch viel zu erzählen; aber ich will jetzt nicht alles vorwegnehmen, sonst wird es ja im Pub oder auf dem Sportplatz oder wo auch immer nicht mehr lustig. Die grösste Frage, die nach den drei Wochen offen blieb, ist die nach dem Namen des Roten Meers. Denn nirgends ist das Wasser blauer als im Roten Meer.

Auf diesem Schiff nehme ich am 1. Januar in Barcelona meine Seereise in Angriff: die Hanjin Ottawa
Auf diesem Schiff nehme ich am 1. Januar in Barcelona meine Seereise in Angriff: die Hanjin Ottawa

 

7. Januar 2009. Wir sind am Sueskanal vorbei und fahren jetzt auf Saudi-Arabien und die Stadt Mekka (auf der linken Seite) und den Sudan (rechts) zu.

 

Und dann sind wir in vielleicht zwei, drei Tagen im Piratengebiet. Die Piraten sind nicht nur für mich ein Thema. Der deutsche Kapitän sieht das durchaus als eine Bedrohung. Als ich ihm sagte, mir habe man gesagt, die Hanjin Ottawa sei zu schnell und zu hoch für Piraten, winkte er nur ab. "Die kommen mit Kalaschnikows und anderen Waffen... Was willst Du da machen...???"

 

Unsere Vorsichtsmassnahmen werden wie folgt aussehen. Wir riegeln uns im Inneren ein. Ein Schiff kann man hermetisch abriegeln. Man darf zwar rausgehen (weil jedes andere Schiff siehst du über Kilometer hinweg - Piraten sind nicht einfach plötzlich da), muss aber am gleichen Ort wieder reingehen und dann die Türe sofort wieder abriegeln.

 

Ausserdem werden wir mit Vollgas durch das Gebiet fahren. Einerseits um schneller durch zu sein, andererseits um die Piraten gar nicht in Versuchung zu bringen, uns einholen zu wollen.

 

Piraterie im 21. Jahrhundert? Vor einem Jahr hätte ich nicht geglaubt, dass es das überhaupt noch gibt. Hätte mir das jemand erzählt, hätte ich den als Spinner abgetan. Aber zumindest die nächsten drei, vier Tage werde ich die somalischen Piraten nicht mehr belächeln. Und hoffentlich lehre ich sie auch nicht persönlich kennen.

 

Übrigens kommt vor Kuala Lumpur (Port Kelang) in der Strasse von Malakka dann noch ein zweites Piratengebiet.

 

So, ich habe keine Ahnung, wann ich mich wieder melden kann. Denn wo es im 2009 noch Piraterie gibt, kann man nicht zuviel Natelnetz mit GPRS-Empfang erwarten.

 

Das nächste Mal werde ich euch erzählen, dass ich herausgefunden habe, dass das hier dir richtige Art zu reisen ist.

 

Junge, komm bald wieder...

6. Januar 2009. Jetzt bin ich seit gut drei Tagen unterwegs. Wir haben das Mittelmeer durchquert. Einen Tag nach Barcelona waren wir vor Tunesien und später Sizilien, zwei Tage nach Barcelona sahen wir in der Ferne Malta. Nach drei Tagen legten wir über Nacht vor Alexandria (Nähe Kairo) Anker; heute durchqueren wir den Suezkanal.

 

Langweilig wurde es mir bislang nicht. Bei der Ausfahrt aus Barcelona holte mich der Kapitän auf die Kommandobrücke rauf, denn "von hier oben sieht man ja alles viel besser". Er stellte sich mir wie folgt vor: "Ich bin hier der Reiseleiter!"

 

Auf einem Frachtschiff gibt es keinen Kleiderzwang. Nicht für Robi, und schon gar nicht für einen Kapitän. Meistens laufen alle (ausser die asiatischen Arbeiter) im Frezeitlook umher. Praktisch alle Offiziere sind Deutsche, schliesslich sind wir ja auch unter deutscher Flagge unterwegs.

 

Mein Tagesablauf sieht etwa so aus: 07.30 Uhr Frühstück. 10.00 Uhr: Morgenkaffee. 11.30 Uhr: Mittagessen (Suppe, Hauptgang, Dessert/Frucht). 15.00 Uhr: Nachmittagsthé (oder Kaffee). 17.30 Uhr: Abendessen. Dazwischen meist auf Deck lesen, Sonne tanken, Training.

 

Ich hatte mir vorgenommen, viel Sport zu treiben. Aber am 3. Januar habe ich es offenbar übertrieben. Dreimal Sport (zweimal Velofahren im Fitnessraum, einmal Seilhüpfen auf Deck) war offenbar viel zu viel für meinen rechten Knöchel und die Achillesferse. Die Sehne ist nun entzündet und ich hinke seither. Ein bisschen Velofahren geht noch, aber primär muss ich jetzt die Sehne heilen lassen.

 

Mit den Temperaturen habe ich mich etwas verschätzt. Einigen habe ich im Messenger geschrieben, es sei schon 25 Grad. Dabei war es bislang maximal 19 Grad. Und das Meerwasser (mit dem wir unseren Pool füllten) war nicht 23, sondern 17 Grad. Aber es wird jeden Tag aus dem Pool ausgelassen und dann neues Wasser eingelassen. Und nach dem Suezkanal wird das Wasser (und die Temperatur) wärmer. Aber immerhin war ich schon am ersten Tag nach Barcelona in kurzen Hosen und T-Shirt auf Deck.

 

So, das wärs für den Moment.

 

Bei den Fotos sind ein paar neue Eindrücke.

 

Aber ich darfs ja nicht übertreiben, sonst geht die Sportinformation (die meinen Internetzugang "sponsort") bankrott.

 

Junge, komm bald wieder...

Jetzt gings los! Am 1. Januar flog ich nach Barcelona. Am 2. Januar am Vormittag schiffte ich ein. Und gegen 20.00 Uhr liefen wir aus in Richtung Suezkanal, Kuala Lumpur, Singapur, Australien.

 

Die Reise führt vorerst nach Aegypten (El Sues). Dort habe ich zirka am 6. Januar in Kairo einen Tag lang Landgang. Schätzungsweise etwa am 9./10. Januar werden wir das Piratengebiet Jemen/Somalia durchkreuzen. Ich fragte den Steward schon, ob wir Piraten sehen werden. Er lachte und fragte, ob ich denn von den Piraten bei Somalia schon gehört habe...

 

Alle Infos zu meiner Reise findet ihr hier und auf der Reisen-Unterseite "Frachtschiffreise". Erste Fotos habe ich auf die Fotoseite geschmissen. Da seht ihr, dass mein Schiff viel zu hoch ist für die Piraten auf ihren "Fischerböötli". Und im übrigen ist mein Schiff vor allem viel zu schnell (hoffen wir zumindest).

 

Junge, komm bald wieder...